NAZI~LINE REDAKTIONELLE BEITR€GE ~ Hamlet: Ein Einstieg fŸr rechte Aussteiger? [von irene schwarz, NAZI~LINE .at Korrespondentin] ~ die politische elite. oder: rassism at the top [von irene schwarz, NAZI~LINE .at Korrespondentin] ~ der SKIN [von irene schwarz, NAZI~LINE .at Korrespondentin] Ê ~ Hamlet: Ein Einstieg fŸr rechte Aussteiger? [von irene schwarz]; 21.05.01 [extended version] Christoph Schlingensiefs Hamletpremiere, die am 10. Mai Premiere hatte, verursachte schon im Vorfeld der AuffŸhrung gro§e mediale Auf- und Erregung. Neben dem Trubel Ÿber das von Schlingensief geforderte Verbot der Schweizer Volkspartei (die wiederum gegen das Schlingensief-StŸck und das ZŸrcher Schausielhaus intervenierte) war vor allem der Auftritt aussteigewilliger Neonazis in der Schauspielerszene im Hamlet Gegenstand der Medienberichte. Die Ankunft der Neonazis in ZŸrich ebenso mediengerecht inszeniert wie die Proben und Protestaktionen und erfuhr gro§e Beachtung in den (Schweizer) Medien. Allerdings thematisierten die KommentatorInnen und BerichterstatterInnen vor allem die Teilnahme der Neonazis am TheaterstŸck, nur am Rande zumeist wurde Ÿber die Motivation fŸr die Aktion Schlingensiefs berichtet: Er will auf diese Weise mit dem von ihm inititierten Aussteigerprogramm "Naziline" ehemaligen Neonazis den Ausstieg aus der rechtsradikalen Szene ermšglichen. Zu fragen ist, ob dies gelang: So Šu§erte sich beispielsweise Torsten Lemmer - einer der Neonazis - nach der Premiere dahingehend, dass das Ziel seiner Teilnahme darin bestehe, auszusteigen, um als Wolf im Schafspelz wieder einzusteigen (Stuttgarter Nachrichten vom 12.5.). Oder Melanie D. rief bei der Premiere: "Ich bin immer noch rechtsradikal! Habt ihr mich trotzdem gern?" (Berliner Zeitung: vom 14.5.01). Also alles nur Theater? Nutzen die ehemaligen Neonazis hier die Sensationslust der Medien und die Gunst der Stunde, um zu ihren 15 Minuten Ruhm zu kommen? Oder wollen sie wirklich aussteigen? Nutzte also Schlingensief die Neonazis, um zu provozieren, oder wurde er von ihnen benutzt? Christoph Schlingensief sieht als vorrangige Ursache fŸr Rechsradikalismus die gesellschaftliche Randstellung der Betreffenden und will sie durch Miteinbeziehung [in diesem Fall: in ein TheaterstŸck; das Programm "Naziline" bietet aber auch andere TŠtigkeitsalternativen an] reintegrieren. Warum denken und handeln Menschen rechtsradikal und fremdenfeindlich? Glaubt man Studien und Forschungsarbeiten, so sind vor allem jene fŸr fremdenfeindliche Einstellungen anfŠllig, die sich mit den herrschenden Werten Geld, Karriere und Erfolg identifizieren, das Leistungs- und Ordnungsprinzip verabsolutieren und die zwischenmenschlichen Beziehungen auf ihre FunktionalitŠt fŸr die Eigeninteressen reduzieren [Eser Davolio, Miryam, 1997: PrŠvention und BekŠmpfung von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt]. Steigende Arbeitslosigkeit, ZukunftsŠngste, sozialer Umbruch, zerrŸttete Familien erklŠren dagegen rechtsradikale Haltungen wenig bis gar nicht. Auch spielt nur fŸr wenige AnhŠngerInnen der rechten Szene eine nationalsozialistische Weltanschauung eine Rolle: Nicht antisemitische oder neonazistische Bestrebungen, sondern eine "diffuse Fremdenfeindlichkeit" sind demzufolge auch Ursache fŸr rechte Gewalt. Ein Zusammenhang mit Ausgrenzung oder gesellschaftlicher Randstellung der Betreffenden als Ursache lŠ§t sich also nur schwer herstellen. Welche Faktoren auch immer nun fremdenfeindliche Haltungen bewirken; der Ausstieg aus der rechtsradikalen Szene ist jedenfalls nicht ohne weiteres zu bewerkstelligen. Dies zeigt sich bei verschiedenen Aktionsprogrammen, die Rechtsradikale beim Ausstieg unterstŸtzen, immer wieder. Umfassende Betreuung, von psychologischer bis hin zu rechtlicher UnterstŸtzung, ist nštig, damit Neonazis tatsŠchlich den Ausstieg schaffen. Und NAZI~LINE bietet nur bei Teilaspekten, aber nicht umfassend, UnterstŸtzung. Dahingehend sei seine EffektivitŠt hinterfragt. Andererseits ist aber, nebst anderem, zivilgesellschaftliches Engagement ebenso ein Weg, um Rechtsradikalismus zu verhindern, wie dessen Thematisierung. Denn, so Beate Winkler, Leiterin der EuropŠischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) zu einer Umfrage aus dem FrŸhjahr 2000: "Neben den Bildungsma§nahmen sind aber auch die Medien gefragt. Alle Institutionen, vor allem aber die Medien, sollten mit dazu beitragen, "Fremdes" und "Fremdheit" nicht nur negativ, sondern auch positiv zu vermitteln." Und dank Schlingensief und Naziline gewann das ThemaRechtsradikalismus jedenfalls die Aufmerksamkeit der …ffentlichkeit. Und insofern zumindes ist sie jedenfalls zu begrŸ§en. Ê Ê Ê ~ die politische elite. oder: rassism at the top [von irene schwarz] Eine Studie der Sprachwissenschafterin und Wittgenstein-PreistrŠgerin Ruth Wodak enthŠlt brisante Ergebnisse. Sie befasst sich vor allem mit der Frage, welche Rolle SpitzenpolitikerInnen bei der Entstehung und Vertiefung von rassistischen Denkweisen spielen. "Rassismus wird in den Staaten der EuropŠischen Union zu einem gro§en Teil von der politischen Elite getragen", so lautet ein wesentliches Resultat. Rassismus wird aber nur selten direkt ausgesprochen: insbesondere rechts orientierte Parteien wŠhlen den Weg Ÿber das Thema "Sicherheit" und suggerieren, dass "wir" - die InlŠnderinnen und potentiellen WŠhlerInnen - vor Bedrohungen wie KriminalitŠt und Arbeitslosigkeit, die scheinbar von "AuslŠnderInnen" ausgehen, geschŸtzt werden mŸssen. TŠter-Opfer-Umkehr ist eine andere "Methode": Nicht ImmigrantInnen und FlŸchtlinge sind die Opfer von Diskrimierung, sondern die Bevšlkerung "zu Hause", die unterdrŸckt und ausgebeutet ist und die sich davor fŸrchtet, ihre Rechte, Wohnungen und ArbeitsplŠtze, ihre LebensqualitŠt und Kultur zu verlieren. Vor allem extrem rechte Parteien artikulieren das direkt; indirekt aber ist so eine Haltung auch in den Regierungsparteien der sechs Staaten zu finden. Sie tendieren dazu, sich selbst sehr positiv als "tolerant, hilfsbereit und demokratisch" zu stilisieren und die "anderen", die ImmigrantInnen, herabwŸrdigen. Ebenso wird in allen Staaten innerhalb der gro§en Gruppe der "AuslŠnderInnen" zwischen "guten und daher willkommenen" und "schlechten und daher un-willkommenen" unterschieden und eine hierarchische Ordnung dieser Sub-Gruppen aufgestellt. Eine weitere Strategie ist die Generalisierung einzelner Erfahrungen mit "schlechten AuslŠnderInnen", die dazu dienen, die ganze Gruppe zu charakterisieren und stigmatisieren. (Gro§teils sehen sich PolitikerInnen und gelten auch als "Stimme des Volkes". Stellvertretend fŸr die WŠhlerInnen werden Themen forciert und - zumindest so wahrgenommene - €ngste, BefŸrchtungen und Hoffnungen artikuliert. PrekŠr daran ist, dass umgekehrt PolitikerInnen wieder auf die Bevšlkerung zurŸck wirken und Einstellungen und Haltungen verstŠrken oder mindern, nicht zuletzt durch die Medien als Transporteure dieser Meinungen. ) Und solange nach Ereignissen wie dem Tod von Marcus Omofuma, einem FlŸchtling, der bei seiner Abschiebung aus …sterreich durch ein Ÿber seinen Mund geklebtes Bandwahrscheinlich erstickte, zur Tagesordnung Ÿbergegangen werde, sind solche Studien auch - als Mahnre- bitter nštig. Quellen: Racism at the Top Forschungsberichte 06 - fremdenfeindlichkeit Ruth Wodak, Teun A. van Dijk (Hg.) Mitarbeit von: Lena Jones, Martin Reisigl, Maria Sedlak, Luisa Martin-Rojo, Ineke Van der Valk, Jessika ter Wal, Philomena Essed. Auftraggeber: m:bwk, Mai 2000) Ê ~ der SKIN [von irene schwarz] jung arbeitslos kriminell mŠnnlich glatzerd betrunken brŸllend bedrohlich gewaltbereit, wenn er nicht schon zugeschlagen hat. genau. das ist das bild, das mann und frau sich macht. der skin. ein vor-urteil im kopf. und hinein in die schublade "pfui" und weg damit. wegschieben und bloss nicht anfassen. darŸber zerbrech ich mir nicht den kopf. ich bin doch nicht so. nein. mein gott, kann die nicht unsere sprache lernen statt so rumzustottern.... die auslŠnder mŸssen sich eben anpassen an unsere sitten.... wer hat so Šhnlich nicht schon gedach? dasbootistvoll.zuwanderung kann nicht unbegrenzt sein. hšrt man in den medien. von politikern. alles nicht rechtsradikal. oder? oder haben wir uns an die kleinen alltagsrassismen schon gewšhnt? ist vielleichtauch ein kleiner brauner mann in dir - gut versteckt? wo beginnt denn rechtsradikalismus? und was ist nicht ein boden, ansatzpunkt dafŸr oder kann so gebraucht werden?! differenzieren und nicht vor-urteilen. das kann jeder. und kšnnte dann nicht die realitŠt ein klein wenig anders aussehen? Infoquellen: (int) World Conference Against Racism Migration Policy Group European Commission against Racism and Intolerance European Network against rasicm (de) Informationszentrum fŸr Rassismusforschung - DE AKTIONCOURAGE (at) ZARA (Beratung fŸr Zeugen und Opfer von Rassismus) Beratungsstelle fŸr Migranten und Migrantinnen Helping Hands Salzburg Wiener Integrationshaus Arche - Plattform fŸr Interkulturelle Projekte Back on stage Echo Netzwerk gegen Rassismus …sterreichisches Institut fŸr Menschenrechte SOS-Mitmensch