NAZI~LINE: PRESS RELEASES
Es gehört zur künstlerischen Arbeit von Schlingensief, zu polarisieren, zu überhöhen und sicherlich auch, über das Ziel hinaus zu schiessen. Seine Projekte in der Vergangenheit haben gezeigt, wie aufregend und anregend diese Methode sein kann.

Das Projekt NAZI~LINE ist integraler Bestandteil seiner Arbeit am HAMLET. Er verfolgt mit NAZI~LINE ein hochmoralisches Anliegen, nämlich die Resozialisierung von Rechtsextremen mit den Mitteln der Kunst. Dieses Anliegen unterstützen wir als Schauspielhaus vorbehaltlos.

Seine Forderung nach einem Verbot der SVP ist ebenfalls Teil seiner Inszenierung. Sie kann somit nur in einem künstlerischen Kontext betrachtet werden. Es ist offenkundig, dass die Forderung nach dem Verbot einer Partei nicht Anliegen des Schauspielhauses Zürich sein kann. Die Art und Weise jedoch, in der Schlingensief seine Forderung vorbringt (gemeinsam mit Schauspielern, kostümiert und in bewusst diffuser Formulierung), macht überdeutlich, dass es sich zuvorderst um eine Kunstaktion handelt. Dass diese einen politischen Anstrich hat, macht ihren besonderen Reiz aus. Kunst und Politik sind für uns verbunden. Gute Kunst ist immer auch politisch, so wie gute Politik künstlerisch ist.

Wir halten das Zürcher Theaterpublikum für klug genug und die Schweizer Demokratie für stark genug, um in der Aktion von Schlingensief keine billige Provokation zu sehen, sondern den Anstoss zu einer Debatte und einer Auseinandersetzung über Politik mit den Mitteln der Kunst.

Im übrigen möchten wir darauf hinweisen, dass NAZI~LINE nicht mit Schweizer Geldern, sondern mit Mitteln der Bundeszentrale für politische Bildung der BRD finanziert wird und dass dieses Projekt bereits jetzt zum Berliner Theatertreffen 2001 eingeladen ist.

Mit freundlichen Grüssen
Schauspielhaus Zürich
 
Das "Rechtsradikalen Aussteigerprojekt" von Christoph Schlingensief
Bundeszentrale f. polit. Bildung; Christiane Görres, Görres & Francke Kulturbetrieb

18.04.01

Eine Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung, des 38. Theatertreffens Berlin und der
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin

Kultregisseur und Aktionskünstler Christoph Schlingensief plant die Resozialisierung von jungen Neonazis mit den Mitteln des Theaters.

Am Züricher Schauspielhaus probt Schlingensief zur Zeit den "Hamlet". Ab sofort sucht er Skins in Berlin und Brandenburg, die Lust haben, sich als Nachwuchsschauspieler in der Schweiz zu erproben. Schlingensiefs Absicht dabei ist es, einen persönlichen und künstlerischen Beitrag zu dem von der deutschen Bundesregierung initiierten Rechtsradikalen Aussteigerprojekt (R.A.U.S.) zu leisten. Schlingensief bietet mit intensiver persönlicher Betreuung etwa sieben aussteigewilligen Rechtsradikalen in schweizerischer Umgebung und am Theater eine Möglichkeit sich wieder in den demokratischen Konsens einzugliedern. Das dazugehörige Netzprojekt www.naziline.com entsteht in Zusammenarbeit mit den der Wiener Firma ubermorgen.com. Mehr als 100 Anmeldungen von resozialisierungsbereiten Neonazis gingen laut ubermorgen.com bisher über das Internet ein. Ende der Woche soll ein erstes Casting in Berlin stattfinden.

Die Premiere des "Hamlet" mit den Neonazis im Schauspielhaus Zürich ist am 10. Mai 2001. Am 22. Mai 2001 werden im Rahmen des 38. Theatertreffens Berlin in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz gezeigt:

- die Filmaufnahmen, die während des Aufenthaltes in Zürich und der Proben
entstehen
- Szenen aus der Hamlet-Inszenierung
- Anschließend findet ein Diskussionsforum mit Schlingensief, den neuen

Schauspielern, Vertretern des R.A.U.S. Programmes und einem/r Politiker/in statt.
Für den 23. Mai wird eine Bustour durch Berlin mit Schlingensief, seinen Nachwuchsschauspielern und Interessenten geplant.

Erstmals in der Geschichte des Theatertreffens Berlin wird hier zu einem inszenierten Abend geladen, dessen Ergebnis kein Juror und kein Veranstalter im Vorfeld gesehen hat.
Gastspiel des Schauspielhauses Zürich am 22. Mai um 21. 45 Uhr in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin

Bustour am 23. Mai 11. 00 Uhr. Treffpunkt Volksbühneneingang
Karten nur bei der Volksbühne

Informationen:
Christiane Görres, Görres & Francke Kulturbetrieb
Tel: 030- 44 35 60 60 Fax: 030- 44 35 60 62

 
Vor zwei Wochen hat der Theater- und Filmregisseur Christoph Schlingensief die Proben zu HAMLET am Zürcher Schauspielhaus aufgenommen.
Schauspielhaus Zürich - Schweiz

17.04.01

[Premiere am 10. Mai 2001]. Integraler Bestandteil seiner Arbeit ist das Projekt NAZILINE.COM. Diese von Schlingensief mitbegründete Initiative ist eines von vielen Projekten, mit denen die Deutsche Bundesregierung und private Träger versuchen, aussteigewilligen Rechtsextremen einen Weg zurück in die Gesellschaft zu ermöglichen.

Im Falle von NAZILINE.COM sollen aussteigewillige Neonazis aus Deutschland die Chance erhalten, als SCHAUSPIELTRUPPE in Schlingensiefs HAMLET-Inszenierung auf der Bühne zu stehen. Sie werden mit dem Ensemble proben und so einen Einblick in die künstlerisch-kreative Arbeit erhalten.

Im Laufe dieser Woche werden Schlingensief und sein Ensemble (darunter Irm Hermann, Peter Kern, Bibiana Beglau und Sebastian Rudolph) in Zürich unterwegs sein. Sie werden mit einem Info-Stand für die Anliegen und Ziele von NAZILINE.COM werben.

Die Standorte in der jetzigen Woche sind
[Beginn der Aktionen ist jeweils um 17.00 Uhr.]

Dienstag, 17. April 2001
Pestalozzi-Anlage / Bahnhofstrasse

Mittwoch, 18. April 2001

Hirschenplatz / Niederdorfgasse

Donnerstag, 19. April 2001
Bellevue

Freitag, 20. April 2001
Hauptbahnhof

Weitere Informationen zu Naziline.com finden Sie unter www.naziline.com oder unter der Telefonnumer +41 1 258 71 72 oder +49 175 20 66 954.

 
Schlingensiefs Aussteigerprojekt als 11.Nominierung beim Theatertreffen Theater-Experiment mit Neonazis.
Volksbuehne Berlin, dpa

07.04.2001

Berlin (rpo). Es ist ein Experiment. Christoph Schlingensief will für seine "Hamlet"-Inszenierung sieben aussteigewillige Rechtsradikale als Akteure gewinnen. Die Produktion ist nun zum 38. Theatertreffen nach Berlin eingeladen worden. Dies wiederum ist ein mutiges Experiment der Festival-Leitung.

Der Regisseur Christoph Schlingensief zeigt sein "Rechtsradikalen Aussteigerprojekt" beim 38. Theatertreffen in Berlin. Die Produktion sei nachträglich zu dem vom 1. bis zum 24. Mai stattfinden Festival eingeladen worden, teilten die Berliner Festspiele am Freitag mit.

Erstmals in der Geschichte des Theatertreffens werde damit eine Inszenierung nach Berlin geholt, die niemand der Verantwortlichen vorher gesehen habe. Schlingensiefs Produktion hat im Rahmen seiner "Hamlet"-Inszenierung am 10. Mai am Schauspielhaus in Zürich Premiere, in Berlin wird am 22. Mai ein Teil des Stücks zu sehen sein. Schlingensief unterstützt den Angaben zufolge im Zusammenhang mit seiner "Hamlet"-Inszenierung das von der Bundesregierung initiierte "Rechtsradikalen-Aussteigerprojekt (RAUS)", bei dem aussteigewilligen Neonazis Geld zur Verfügung gestellt werden soll.

Der Regisseur wolle sieben aussteigewillige junge Rechtsradikale aus Berlin und Brandenburg mit Mitteln des Theaters und einer intensiven persönlichen Betreuung "in den demokratischen Konsens zurückführen". Die Jugendlichen sollen im "Hamlet" eine Theatergruppe spielen, die den Machthabern den Spiegel vorhält. Sie sollen nach Ansicht von Schlingensief so lernen, dass es auch ohne Gewalt, Extremismus und Ausländerfeindlichkeit möglich ist, eine Perspektive zu entwickeln. dpa/rpo